1 Jahr Music S Women*

1 Jahr Music S Women*

1 Jahr Music S Women* 2048 1536 Music S Women*

Wir haben dieses verrückte erste Jahr von Music S Women* rekapituliert. Neben der Rock am Ring Debatte konnten wir auch an einigen anderen Stellschrauben drehen, unsere Kooperationen ausbauen, Kontakte bis in die sächsische ministeriale Ebene knüpfen, zwei Magazinausgaben veröffentlichen und haben einen Verein gegründet – wow! Hier haben wir für euch noch mal die wichtigsten Eckpunkte des vergangenen Jahres zusammengefasst:

Popcamp Nominatorinnen

Bereits im Frühjahr konnten wir dem Nominatoren-Netzwerk des Popcamps beitreten. Das Popcamp ist ein Spitzenförderprogramm des Deutschen Musikrats, um aufstrebenden Newcomer*innen mit Unterricht, Workshops und Kontakten den Einstieg ins professionelle Musikbusiness zu erleichtern. Für das Popcamp kann man sich nicht selbst bewerben – man muss von sogenannten Nominator*innen vorgeschlagen werden. Über eine Ausschreibung haben wir um Bewerbungen gebeten und uns dann final für Karo Lynn entschieden. Sie hat es auch gleich in die Endrunde geschafft und profitiert jetzt von diesem intensiven Coaching! Wir haben uns riesig gefreut, dass unsere erste Nominierung gleich so erfolgreich war. Im Januar 2022 starten wir dann in die nächste Runde.

Leipzig Pop Fest – Juli 2021

Am 9. und 10. Juli 2021 fand zum dritten Mal das Leipzig Pop Fest auf dem Gelände der Moritzbastei statt. Von Anfang an war Music S Women* in die Planungen eingebunden – denn in diesem Jahr stand ganz klar die weibliche Perspektive im Mittelpunkt der Programmplanung. Auf der Bühne gab es geballte Frauenpower und paritätisch aufgestellte Bands. Flankiert wurde das Festival von Paneldiskussionen und Lesungen. Auch bei den Panels wurden hauptsächlich Frauen für das Podium eingeladen – egal ob es nun um die Zukunft der Livespielstätten nach Corona oder um Sexismus in der Clubkultur ging. Der Austausch zeigte deutlich, wie viel Potenzial und Know-how Frauen bereits in die Musikszene in Leipzig einbringen. Alle waren sich jedoch einig, dass es noch Verbesserungen bedarf, so zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder dem Einsatz von Awareness Teams in Leipziger Clubs, um für FLINTA* Personen einen sicheren Raum beim Feiern zu schaffen. Die Zusammenarbeit mit Moritzbastei und Kreatives Sachsen war fantastisch – herzlichen Dank dafür! Dank der zusätzlichen Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung konnten wir die Panels aufzeichnen und per Live Stream zur Verfügung stellen.

Auch jetzt könnt ihr euch die Aufzeichnung noch ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=AgrYnYLidNs

Groove Garden Festival – August 2021

Vom 20. bis 22. August 2021 fand das Groove Garden Festival in der Groovestation Dresden statt. Auch hier gab es einen Schwerpunkt auf FLINTA* Artists und wir waren in die Kuration des Festivals mit eingebunden. Insgesamt konnten wir 3 Slots besetzen – Thea Klar, Zweatlana und Görda waren dabei. Zuvor hatten wir über eine Ausschreibung zu Bewerbungen aufgerufen – Bedingung war, dass die Bands auf der Bühne zu mindestens 50% aus Frauen* bestanden. Kooperationen wie diese sind für uns unerlässlich, um Musikfrauen* echte Teilhabe am Musikmarkt und Sichtbarkeit zu ermöglichen.

Klausurtagung

Anfang August trafen sich das vierköpfige Kernteam zu einer Klausurtagung auf dem Gut Haferkorn. Hier haben wir uns in Ruhe Gedanken gemacht, wie es mit Music S Women* weitergehen soll. Einig waren wir uns besonders darin, dass wir die Kooperationen mit Veranstalter*innen ausbauen möchten, Workshops in Awareness- und Diversitätsmanagement auf die Beine stellen wollen, weiterhin Daten sammeln möchten, um Problemfelder sichtbar zu machen und mit Entscheidungstrager*innen in den Dialog kommen wollen. Auch möchten wir zunehmend einen Transfer von einer rein ehrenamtlichen Initiative hin zu einer langfristig tragfähigen Struktur hinbekommen. Dafür möchten wir in naher Zukunft eine Community aufbauen, in der jeder und jede durch finanzielle oder/und materielle Unterstützung das Netzwerk aktiv mitgestalten kann.

Reeperbahnfestival 2021

Ende September fand das Reeperbahnfestival in Hamburg statt. Anika und Susann waren vor Ort und haben unter anderem bei einer Music Women* Germany Veranstaltung die Erfahrung mit Rock am Ring rekapituliert. Endlich konnten wir uns auch mal mit anderen Ländernetzwerken des Music Women* Germany Verbundes vernetzen und uns kennenlernen. Der Bundesverband berichtete über erfolgreiche Aktivitäten und die weiteren Pläne. Dank Förderung kann die Arbeit auch auf Bundesebene weitergeführt werden.

Das Reeperbahnfestival selbst wartete mit einem diversen Line Up auf. Die Paneldiskussionen waren zum Teil fragwürdig besetzt – so sprach beim Panel über Diversität in den Playlisten von Streaminganbietern der Europa-Chef von Spotify, aber keine einzige Vertreterin aus einem feministischen Aktionsbündnis. Rückfragen waren nicht erlaubt. So endete das Panel mit dem unbefriedigenden Resultat, dass Spotify die Verantwortung für gleichberechtigte Playlisten auf die Konsument:innen überträgt – „ihr müsst die Künstler:innen finden, hören und unterstützen.“ Aber Spotify, wie wäre es mit grundsätzlich divers kuratierten Playlisten?!

Uns ist darüber hinaus aufgefallen, dass es nicht so angenehm ist, sich als FLINTA* Person allein nachts von einer Konzertlocation zur anderen zu bewegen. Teilweise lagen die Spielstätten weit auseinander, teilweise musste man schwach beleuchtete, menschenleere Plätze überqueren. Und auf der Reeperbahn ist es nachts ohnehin nicht ganz gemütlich. Hier wäre zukünftig ein Awareness Konzept toll, um sich auch bei einem Solo-Festivalbesuch sicher zu fühlen.