Statement zum Fall Rammstein und Till Lindemann

Statement zum Fall Rammstein und Till Lindemann

Statement zum Fall Rammstein und Till Lindemann 1080 1080 Music S Women*

Mit absoluter Bestürzung haben wir die Entwicklungen rund um die Band Rammstein und deren Sänger Till Lindemann in den letzten Tagen wahrgenommen und sind schockiert über Schilderungen der Betroffenen, Ausmaß und Umgang mit den Veröffentlichungen.

Das Wichtigste zuerst: Volle Solidarität mit allen Betroffenen. Wir glauben euch!

Und wir werden alles in unserer Macht stehende dafür tun, dass die Musikbranche diesen Fall, nachdem bereits schon so viele andere Fälle einfach totgeschwiegen worden sind, nicht unter den Teppich kehren kann. Wir werden nicht leise sein und bewundern euch zutiefst für euren Mut öffentlich darüber zu sprechen!

Wir haben das Gefühl jetzt an einem turning point angekommen zu sein. Die Beweislast, die Zeuginnenaussagen, die journalistischen Recherchen – alles ist erdrückend eindeutig. Doch wo ist der Aufschrei aus der Branche? Wo ist die Solidarität mit den Betroffenen? Warum sind alle so still? Bisher ist uns nicht bekannt, dass sich Akteur*innen aus der Musikindustrie dazu positioniert haben. Geschweigedenn Label, Veranstalter*innen, und Management der Band. Stattdessen heißt es von den Betroffenen: Es haben SO VIELE davon gewusst und einfach weggesehen. Auch wir haben oft gehört – und darauf bezieht sich der Titel unseres Posts – „Das ist Rammstein. Das ist Till Lindemann, was habt ihr erwartet?“ Ähm, das so was von der Musikbranche auf keinen Fall toleriert wird haben wir erwartet?!

Jetzt kommt es darauf an das ganze System grundlegend in Frage zu stellen. Das ist der Moment! Es geht nicht nur um die furchtbaren, SEHR vielen konkreten Vorwürfe von Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt, Spiking, Übergriffigkeit – können wir bitte auch darüber reden, wie ekelhaft es ist junge Frauen aus dem Publikum für Aftershow-Partys zu „rekrutieren“, selbst wenn da jetzt „nur“ gefeiert werden würde?! Auf keinen Fall darf das normalisiert werden („Sind halt Rockstars“)! Wir wollen das nicht. Wir wollen nicht in so einer Branche arbeiten, die das normalisiert oder sogar noch mit Reichweite und Erfolg belohnt.

Eine Kachel auf der steht: "Wenn du es wusstest, warum hast du nichts gesagt?" Musikindustrie, übernimm' Verantwortung!

Wenn wir jetzt wirklich anfangen das zu beleuchten, sind wir uns sicher, dass noch mehr Fälle auftauchen, wo genau sowas ebenfalls praktiziert wird. Die gesamte Branche trägt jetzt Verantwortung dafür, dass das nicht totgeschwiegen wird. Dass das aufgearbeitet wird, dass Konsequenzen gezogen werden, dass Strukturen überprüft und fundamental in Frage gestellt werden. An allen Ecken und Enden. Es geht um Alles! Bisher sind wir schockiert, wie wenig bis jetzt in Bewegung gekommen ist, wie viel schweigend hingenommen wird.

Auch wir sind Teil der Musikbranche und müssen in unsere Verantwortung gehen. Neben all den schönen, bequemen Themen wie Empowerment, Networking und Mentoring, müssen wir uns um Inhalte und Themen kümmern, die richtig wehtun und fundamental hinterfragt werden müssen. Das sind wir allen Betroffenen, die diesen unfassbaren Mut aufgebracht haben darüber zu sprechen, schuldig. Und ja, auch unseren Mitgliedern, die uns Vertrauen und Geld gegeben haben, damit wir uns für sie einsetzen, sind wir es schuldig. Und wir können Sprachrohr sein für diejenigen, die aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen und strukturellen Abhängigkeiten nicht laut werden können. Wir wissen, diese Abhängigkeiten gibt es in der Musikbranche zuhauf.

Unsere Vision ist, dass die Musikbranche für ALLE ein sicherer Ort wird. Es geht hier um nicht weniger als die emotionale und körperliche Gesundheit von Menschen.

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